Geistliches Wort
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder,
zwischen den Zeiten. Irgendwo zwischen „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ und „Macht hoch die Tür“. Der große und ersehnte Urlaub ist vorbei, der Sommer eigentlich durch. Das Jahr verflogen. Die Tage werden spürbar kürzer. Jetzt heißt es für mich im Grunde nur noch warten auf das nächste, das letzte Highlight des Jahres, warten auf Advent… Und damit geht mir eine große Chance verloren.
Denn der Herbst ist besser als sein Ruf, mehr als ein Dahinplätschern, mehr als ein Warten auf das Ende. Der Herbst braucht weder das grelle, alles überblendende Licht einer brennenden Sonne, noch braucht er das warme Licht der Kerzen auf dem Kranz, um Menschen milde zu stimmen. Nein, der Herbst hat sein eigenes Licht, wechselhaft, wie das Leben selbst – mal golden und warm, mal trüb und dunkel. Und in dieses Licht stellt der Herbst alles, was gewesen ist und alles, was kommen wird. Er zeigt uns die Fülle des Lebens – überquellend und prachtvoll – wenn Erntedank das Leben gefeiert wird und wir Segen spüren. Er zeigt aber auch schmerzhaft, was wir verlieren und nicht festhalten können. Er lässt erkennen, was wichtig ist. Im Licht des Herbstes bekommen wir noch einmal einen besonderen Blick auf unser Jahr und uns selbst. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dieses Jahr noch nicht abhaken, nicht abwarten.
Ich wünsche Ihnen das Licht des Herbstes in aller Vielfalt. Wechselhaft, wie das Leben selbst.
Ihr Pfarrer Marcus Ebert